Was ist Distanzreiten?
Distanzreiten ist ein Sport, dessen Anforderungen vom Breitensport bis zum Hochleistungssport reichen. Er stellt eine besondere und einzigartige Herausforderung für Pferd und Reiter dar, denn das Pferd muss auf unterschiedlichem Gelände viele Kilometer zurücklegen und trotzdem frisch und gesund ins Ziel kommen. Der Reiter muss Tempo und Reitweise darauf einstellen, wie gut sein Pferd geht und wie es mit den Bodenverhältnissen zurechtkommt. Auch wenn der Distanzsport ein Wettkampf „gegen die Uhr“ ist, nehmen viele Teilnehmer nach dem Motto „Angekommen ist gewonnen“ teil.
Den meisten Distanzreitern gefällt an diesem Sport, dass sie ständig Neues über ihr Pferd und dessen natürliche Fähigkeiten erfahren. Sie müssen sich bei jedem Ritt neuen Anforderungen stellen und dann beurteilen, wie das Pferd darauf reagiert. Hinzu kommen, je nach Austragungsort, verschiedene landschaftliche Erlebnisse, welche für Pferd und Reiter reizvoll sind.
Ziel eines Distanzrittes ist es, ein Pferd in einer vorgegebenen Geschwindigkeit über eine ebenfalls vorgegebene Strecke zu reiten und die nachfolgende tierärztliche Untersuchung ohne Beanstandungen überstehen. Pferde, die vom Tierarzt für reituntauglich erklärt werden, müssen ausscheiden. So wird sichergestellt, dass kein Pferd bleibende Schäden davonträgt.
Kategorie | Distanz (km) | Tempo | Mindesttempo für Qualifikation |
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Endurance Light | 20 – 29 | 7 – 12 km/h | Keine Qualifikation möglich |
EVG 1 | 25 – 39 (1 Etappe) | 8 – 13 km/h | 12 km/h |
EVG 2 | 40 – 59 (2 Etappen) | 10 – 15 km/h | 12 km/h |
EVG 3 | 60 – 79 (2-3 Etappen) | 10 – 15 km/h | 12 km/h |
EVG 4 | 80 – 90 (3-4 Etappen) | 10 – 15 km/h | 12 km/h |
Die Verfassungskontrollen umfassen in erster Linie das Gangwerk (inklusive Vortraben), den Stoffwechsel, Kreislauf und Puls des Pferdes. 20 Minuten nach Ankunft in einer Tierarztkontrolle oder im Ziel darf die Pulsfrequenz 64 Schläge pro Minute nicht überschreiten, da dieser Wert international als Grenzwert für kreislaufmäßige Überforderung gilt. Im Falle erkennbarer Überforderung oder Verletzung wird das Pferd vom Wettbewerb ausgeschlossen. Um eine Überforderung der Pferde zu verhindern, finden vor, während und nach dem Ritt, Kontrollen durch Tierärzte statt, bei denen die Reittauglichkeit des Tieres überprüft wird. Ein Pferd gilt als reittauglich, wenn es nach Meinung des Tierarztes die vor ihm liegende Strecke, mindestens aber 20km unter dem Reiter und mit der Ausrüstung zurücklegen kann, ohne Schäden zu erleiden oder Schmerzen zu ertragen. Das gilt auch für die Nachuntersuchung.
Genauso bunt wie das Bild der Reiter, ist die Palette der an Distanzritten teilnehmenden Pferde. Da kommt es weder auf Größe und Schönheit, noch auf Farbe, Rasse, Alter und Geschlecht an. Grundsätzlich kann jedes gesunde Pferd, das eine natürliche Lauffreude mitbringt, erfolgreich Distanzritte überstehen. Vergleichbar einem Marathonläufer, muß das Distanzpferd entsprechend auf- und bei Bedarf wieder abgebaut werden. Und das geht mit beinah jeder Rasse.
Voraussetzung für den Erfolg sind allerdings neben dem bereits erwähnten Vorwärtsdrang noch andere Eigenschaften, die in den übrigen Reitsportdisziplinen nicht zwingend im Vordergrund stehen. Dazu gehören: Mut, Nervenstärke, Umgänglichkeit, Ausdauer, Schnelligkeit, Unkompliziertheit, Kampfgeist sowie die Fähigkeit, sich jederzeit entspannen zu können. Das heißt auch, immer und überall fressen und saufen, sowie an jedem Platz harnen zu können (nicht nur in der eigenen Box oder dem vertrauten Offenstall), sobald sich die Gelegenheit bietet.
Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß Distanzritte dem Pferd wie dem Reiter einiges abverlangen, andererseits aber dem Reiter höchste Gefühle und viel Spaß in der noch intakten Umwelt mit dem Partner Pferd vermitteln. Und daß der Distanzsport eine gut funktionierende Partnerschaft zwischen Pferd und Reiter bedingt und vor allem fördert, versteht sich von selbst. Denn, wenn das Pferd nicht will, „läuft“ da gar nichts. Wenn es aber will, kann der Mensch beruhigt sein, daß er dem Pferd das ermöglicht, was es besonders gerne macht: Laufen in der Natur.
- CEN – Absolviert werden in diesen Rennen 80 -160 Kilometer an einem Tag. Der schnellste Reiter, der sämtliche Tierarztkontrollen besteht, gewinnt. Starten kann nur, wer über die entsprechende Lizenz verfügt.
- EVG – Beim EVG handelt es sich um eine nationale Distanz mit Tempoeinschränkung. Die Rangliste wird nach einer Formel unter Einbezug von Tempo und Pulswerten erstellt. Diese Disziplin dient als Einstieg in den Distanzsport.
- KLP – Hierbei handelt es sich um eine Kombination von EVG und einem Gehorsamkeits- und Rittigkeitsparcours mit ca. acht Hindernissen.
- DRF – Der Reiter kann Streckenlänge und Tempo innerhalb eines vorgegebenen Zeitrahmens frei wählen (zwischen 30 und 100 Kilometer). Es wird nur eine Kilometer- aber keine Rangliste erstellt.